Auftakt des DAAD-Thematischen Netzwerks: Forschung für seltene Erkrankungen und personalisierte Medizin
München, Oktober 2015
Seit April 2015 fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) im Rahmen der Programmlinie „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ den Forschungsverbund „Forschung für seltene Erkrankungen und personalisierter Medizin“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital. Der Verbund hat sich am 20. und 21. Oktober zum ersten gemeinsamen Strategietreffen sowie gleichzeitiger Fachtagung und Workshop zum Thema „Very Early Onset Inflammatory Bowel Disease“ auf Herrenchiemsee getroffen. Vertreter der Partnerinstitute in Thailand, Israel, der Türkei, im Iran, den USA, Kanada und Österreich stellten ihre Arbeitsbereiche, Forschungsprojekte sowie institutionellen Rahmenbedingungen für Austauschmöglichkeiten von Studenten und Hochschulpersonal vor. Besonders im Bereich seltener Erkrankungen ist die universitäre sowie internationale Forschungszusammenarbeit für die Entwicklung neuer, individualisierter Therapien unabdingbar. Durch die großzügige Förderung des DAAD kann eine bereits bestehende internationale Kooperation intensiviert werden. Frau Helen Schomer vom DAAD stellte die Förderlinie „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“, eine der wichtigsten Programmlinien des DAAD, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, vor. Neben dem kontinuierlichen Austausch von Studierenden und ExpertInnen auf dem Gebiet der Forschung für seltene Erkrankungen wird durch das Thematische Netzwerk auch die Teilnahme ausgewählter Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler an der Tagung ermöglicht.
Mitglieder des neuen Forschungsverbundes, von links nach rechts: Raz Somech (Tel Aviv), Josef Penninger (Wien), Kanya Suphapeetiporn (Bangkok), Scott Snapper (Boston), Christoph Klein (Dr. von Haunersches Kinderspital, München), Ekrem Ünal (Kayseri), Alexio Muise (Toronto) und Roya Sherkat (Isfahan)
Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien sprach in seiner Key Lecture über die Neuentdeckung genetischer Zusammenhänge im Bereich des Immunsystems. Im Zentrum der Auftaktveranstaltung stand der Austausch von Erfahrungen in der Diagnostik und Therapie der kleinen Patienten weltweit, die an verschiedensten Infektionen und Immunerkrankungen leiden, mit dem Ziel, neue Konzepte für jedes einzelne Kind entwickeln zu können.
Das von nun an jedes Jahr stattfindende Treffen wird jeweils unter einem thematisch anderen Fokus liegen. So beinhaltete der zweite Tag des Meetings einen Workshop zum Thema chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Kindesalter. Neben Dr. Daniel Kotlarz vom Dr. von Haunerschen Kinderspital stellten verschiedene Arbeitsgruppen um Scott Snapper vom Boston Children’s Hospital, Aleixo Muise vom Hospital for Sick Children in Toronto sowie Josef Penninger vom IMBA ihre Forschungsfelder vor. Daniel Sprockett von der Stanford University, Rob Vries vom Hubrecht Institute, Judy Cho von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, Holm Uhlig von der University of Oxford präsentierten in einer weiteren Session ihre neuesten Forschungsergebnisse. Durch die anschließende Diskussion wurden weitere Vernetzungsmöglichkeiten und Gelegenheit zur Zusammenarbeit aufgegriffen.
Auch die bereits vorhandenen Ausbildungsstrukturen am Dr. von Haunerschen Kinderspital wurden durch das Meeting weiter ausgebaut. Raz Somech vom Sheba Medical Academic Center, Tel Aviv hielt im Rahmen der Else Kröner Fresenius Clinical Research School München, ein ebenfalls am Dr. von Haunerschen Kinderspital angesiedeltes Forschungskolleg für junge Ärzte, die einen Einblick in die Forschung erlangen möchten, einen Workshop mit dem Titel „Becoming a clinician scientist“, an dem sowohl die lokalen Nachwuchswissenschaftler sowie die internationalen DAAD-Stipendiaten teilnehmen konnten. In dem Workshop wurden die aktuellen Herausforderungen, welche die volle Ausübung beider Berufe in nur einer Karriere mit sich bringen, erörtert und unter reger Teilnahme der Nachwuchswissenschaftler diskutiert. Sich für eine Karriere zu entscheiden, die in beiden Bereichen beheimatet ist und so ausgehend von klinischen Beobachtungen das grundlagenmedizinische Verständnis der Patienten zu erfassen versucht, bringt zeitliche Herausforderungen und Konflikte mit sich, doch nur so kann die Chance auf ganzheitliche Heilung für Patienten mit seltenen Erkrankungen steigen.
Die rund 50 Teilnehmer der Veranstaltung waren am Ende der beiden Tagen zuversichtlich, neue Kooperationspartner gefunden zu haben, mit denen sie der Mission, dass irgendwann kein Kinder mehr an einer seltenen Erkrankung sterben sollte, hoffentlich ein Stück näher gekommen sind. Die wissenschaftliche Atmosphäre wurde auch inspiriert von der wunderschönen Lage des Konferenzortes auf der Insel Herrenchiemsee an Bayern‘s größtem See, welcher bei herrlichem Herbstwetter für gute Stimmung sorgte.